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Impuls zu „Stark im Land im Gespräch: Jugend macht Heimat“ oder was Gründer brauchen

Eilenburg - Muldebrücke mit Wasserturm - Ein Mittelzentrum in Sachsen


Gestern fand eine interessante Veranstaltung der deutschen Kinder- und Jugendstiftung in Eilenburg statt. Unter dem Motto „Stark im Land im Gespräch: Jugend macht Heimat“ ging es auch darum, was Gründer*innen speziell in Nordsachsen brauchen, um den Weg in die Selbständigkeit zu finden. Zahlreiche Redner beleuchteten das Thema Jugend und Heimat aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Von der aktiven Jugendarbeit bis zum Schaffen der Rahmenbedingungen für gelungene Beteiligung Jugendlicher in kommunalen Prozessen reichten die Blitzlichter, da es immer nur fünf Minuten Redezeit gab, um so Raum für viel Diskussion zu schaffen. In meinem Fünf-Minuten-Part ging ich der Frage nach Unternehmer und Heimat – wer oder was macht Nordsachsen attraktiv?

Neben dem Oberbürgermeister von Oschatz sprach auch eine sächsische Journalistin von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit Heimat. Ein Vertreter vom Erich-Zeigner-Haus in Leipzig beleuchtete den Begriff Heimat mit der Erkenntnis, dass es ein sehr fragiles Konstrukt ist, mit dem wir zwar täglich umgehen, aber vielfältige und unterschiedliche Assoziationen verbinden. Acht Redner präsentierten ihre Thesen und Erkenntnisse zu dem heute heiklen Begriff HEIMAT.

Eilenburg - Stark im Land, zu Gast bei der deutschen Kinder- und Jugendstiftung

Eilenburg – Stark im Land, zu Gast bei der deutschen Kinder- und Jugendstiftung

Unternehmer und Heimat – wer oder was macht Nordsachsen für junge Gründer attraktiv? Mein 5-Minuten-Impuls mit sieben Thesen zur Diskussion

Als Unternehmens- und Personalberater weiß ich: Heimat bedeutet für Unternehmer*innen kurze Wege. Nicht nur zum Erfolg oder zum Kunden, aber auf jeden Fall zu den Voraussetzungen, um ein erfolgreiches Unternehmen gründen und betreiben zu können. Ich würde mir wünschen in meiner hier kurzen Redezeit von fünf Minuten das aufzählen zu können, was junge Gründer*innen in Nordsachsen brauchen. Das ist aber unmöglich. Dass das unmöglich ist, mag ein Grund mehr dafür sein, warum überhaupt sehr wenige junge Leute in Deutschland gründen.

Was brauchen also junge Menschen hier bei uns, die Unternehmer oder Unternehmerin werden wollen? Hier meine sieben Impulse dazu:

  1. Ein Bewusstsein dafür, dass mehr Verantwortung zu übernehmen, ein geiler Karriereweg sein kann, auch wenn die Eltern oder der Rest der Familie einen möglicherweise für verrückt halten.
  2. Eine Idee davon, dass Gründen in der Heimat oder der Wahlheimat, am besten natürlich in Nordsachsen oder hier in der Weltkleinstadt Eilenburg, zu Zeiten von Internet und Co. genau so leicht oder schwer geht, wie im hippen Coworking-Space einer Großstadt, sagen wir in Berlin oder Leipzig.
  3. Eine klare Erkenntnis darüber, welche Potenziale in einer Stadt, einer Region oder einem Dorf vorhanden sind und warum es sich hier auch gut leben lässt. Und glauben Sie mir, die Potenziale die Gründer*innen nutzen können, sind üblicherweise nicht nur die, die überall beworben werden!
  4. Die Kunst, die tollen Menschen und Dinge, die im Landkreis Nordsachsen schon da und erfolgreich sind, auch wirklich attraktiv und dauerhaft in Szene zu setzten. Da müssen die Gründer*innen übrigens vieles auch selbst tun. Praktisch Botschafter für sein Unternehmen, seine Ideen und eben auch für die Region des eigenen Standortes sein.
  5. Eine klare Vision Unternehmer*in sein zu wollen, auch wenn es sicher leichtere Wege gibt, seine täglichen Brötchen zu verdienen.

Meine Karriere begann vor 27 Jahren mit der Unterschrift unter einem Gewerbeschein. Quasi über Nacht schaffte ich das, wofür andere in Konzernstrukturen Jahrzehnte brauchen. Mich beschäftige damals auch das Marketing rund um Wein. Auf meinen Reisen zum Beispiel im Rheinland oder auch entlang der Mosel, begeisterte mich stets die freundliche Überschwänglichkeit, um nicht „große Klappe“ sagen zu wollen, mit der mancher Winzer seinen Laden anpries. Jede noch so kleine Garage, in der es gehrte, wurde bei jeder passenden Gelegenheit zum hochgelobten Showroom, auch wenn wir das damals noch nicht so nannten! Und so komme ich zu Punkt sechs der Notwendigkeiten für Gründer und Gründerinnen hier in Nordsachsen.

Junge Unternehmen brauchen mindestens 20 Prozent dieser überschwänglichen Marketingdenke! Begeisterung, besser noch brennen für seine Idee und andere einladen diese mitzutragen, ohne dabei abzuheben, das könnte man schon als Erfolgsrezept der Region zwischen Lober, Mulde und Elbe durchgehen lassen!

Zurück zu Heimat

Manche bestehenden Unternehmen, denen ihre Wurzeln zur Heimat Jahrzehnte nebensächlich schienen, leiden heute unter den Auswirkungen dieser Nachlässigkeit. Fachkräftemangel ist da nur ein Stichwort.

Gründen bedeutet heute mehr denn je die Kunst, wirklich neue Märkte zu schaffen!Sven Lehmann, Impuls zu „Stark im Land im Gespräch: Jugend macht Heimat“, Eilenburg, 16. August 2018

Disruption ist nur eine von vielen Möglichkeiten, ein Unternehmen in die Welt zu setzten. Das bezieht sich auch und insbesondere auf die frischen Unternehmenskulturen in jungen Unternehmen, denen sich Menschen jeden Alters gern zugehörig fühlen wollen. Zwischen den Zielmärkten „Dorfladen“ und „weltweiter Vertrieb“ liegt eben auch die Entscheidung für den Beginn an einem Standort.

Kann dieser attraktive Standort auch in hier bei uns sein?

Die klare Antwort lautet: JA! – Wenn es, zum Beispiel hier in Eilenburg, seit Jahrzehnten Weltmarktführer gibt, muss dieser Standort auch geeignet sein, um heute erfolgreich gründen zu können. Sicher spielt die Branche eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung, doch zu Zeiten von 3-D-Druckern oder Digitalisierung überhaupt, aber auch dem Gegentrend bewusst entschleunigt auf dem Land zu leben, braucht es lediglich ein einfaches JA der Gründerin oder des Gründers.

David Foster Wallace beginnt eine Jahrgangsabschlussrede vor Studenten im Jahr 2005 mit der Anekdote zweier junger Fische, die auf ihrem Weg einen älteren Fisch treffen. Er begrüßt die beiden:

Morgen, Jungs. Wie ist das Wasser?David Forster Wallace, Das hier ist Wasser, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2014, 12. Auflage, Seite 9

Die jungen Fische schwimmen weiter und der eine fragt den anderen ein wenig später:

Was zum Teufel ist Wasser?David Forster Wallace, Das hier ist Wasser, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2014, 12. Auflage, Seite 9

Mein letzter Impuls kann also nur darin bestehen, zukünftigen Inhaber*innen zu raten, selbst der Grund und die Ursache für ein attraktives Nordsachsen zu sein, egal, was andere dazu meinen oder was auch immer bei uns sich als Wasser herausstellen wird.


Sven Lehmann, Impuls zu „Stark im Land im Gespräch: Jugend macht Heimat“, Eilenburg, 16. August 2018, hier nachhören:


Die anschließenden Gespräche und Diskussionen gingen dann ans Eingemachte, so tauchten unter anderem folgende Fragen auf:

  • Wie kann man Jugendlichen die Lust aufs Gründen nahe bringen?
  • Wie können junge Migranten mit ernsthafter Gründungsabsicht besser an die notwendigen Voraussetzungen für ein Unternehmerdasein in Deutschland herangeführt werden?
  • Wie können Schülerfirmen oder solche Projekte wie „Unternehmer machen Schule“ in Nordsachsen größeren Anklang finden?

Interessante Veranstaltung mit interessanten Leuten – bitte mehr davon in Nordsachsen!

Lesen und erfahren Sie mehr zum Thema Gründen, Heimat oder Unternehmensentwicklung:

Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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