Effektivität und Effizienz

Macht es Sinn auf der Titanic das Büffet zu verzieren? Im sprachlichen Alltag werden die Begriffe Effektivität und Effizienz oft gleichbedeutend verwendet. Gibt es überhaupt einen wichtigen Unterschied? Bevor Sie den Artikel lesen: Nehmen Sie sich eine Minute Zeit und denken Sie über den Unterschied der Begriffe Effektivität und Effizienz nach.
Wenn Sie mögen notieren Sie sich Ihre Überlegungen auf einem Zettel! Zu welcher Erkenntnis sind Sie gekommen? Sie brauchen Ihr Ergebnis weiter unten gleich noch mal.
Ein Beispiel
Stellen Sie sich bitte vor, Sie möchten heute den Rasen in Ihrem Garten mähen. Wenn Sie den ganzen Tag nur die Sonne genießen und sich im Schaukelstuhl aufhalten, dann sind Sie nicht effektiv im Sinne Ihres Ziels (den Rasen zu mähen). Sie machen (nur im Sinn Ihrer Zielerreichung) das Falsche! Wenn Sie den Rasen mit einer Nagelschere schneiden, dann sind Sie zwar effektiv (also Sie arbeiten ja an Ihrer Zielerreichung), aber leider überhaupt nicht effizient.
Effizient und effektiv wären Sie dann, wenn Sie mit dem geeigneten Mittel (angemessener Rasenmäher) das Richtige (Rasen mähen) tun.
Alltag auf Arbeit
Wenn alles seinen gewohnten Gang im Unternehmen geht, dann ist das für die meisten Menschen kein Grund zur Sorge (der „Kittelbrennfaktor“ ist nicht vorhanden). Doch gerade dann stellt sich der erfahrene Unternehmer die Frage: Was kann ich zur Zukunftssicherung tun? Jetzt ist Zeit und Geld da, um notwendige Veränderungen einzuleiten, die mein Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich sein lassen.
Leider ist es in klein- und mittelständischen Unternehmen selten so. Der Chef arbeitet meist mit und hat den Kopf mit Alltagsproblemen voll. Notwendige Veränderungsprozesse werden im Unternehmen nicht angegangen oder verfehlen ihre Wirkung, weil sich der Unternehmer zu sehr auf den Alltag konzentriert. Sie sagen jetzt vielleicht: „Was soll das, mit diesem Alltag verdiene ich meine Brötchen!“ Richtig! Ich frage Sie aber, können Sie auch in Zukunft davon leben?
Sehr überspitzt gesagt:
Ist es sinnvoll, auf der Titanic die Kaffeetafel schön herzurichten? Sven Lehmann
Macht es z. B. viel Sinn, auf der Titanic die Kaffeetafel oder das Büfett traumhaft herzurichten (weil Sie das dort vielleicht jeden Tag tun), wenn das Schiff gerade am Sinken ist? Ich höre Sie schon ausrufen: „Auf keinen Fall!“. Wie oft schauen wir aber über unseren Tellerrand hinaus? Nehmen wir uns Zeit für die Beantwortung solcher Fragen, wie:
- Wie genau entwickelt sich der Markt oder das Marktsegment, in dem mein Unternehmen tätig ist?
- Ist das Produkt oder die Dienstleistung, von dem mein Unternehmen hauptsächlich lebt, morgen noch wettbewerbsfähig?
- Wenn wir immer weiter Rationalisieren, was könnten wir mit dem Mitarbeitern in unserem Unternehmen Neues machen?
- Für Einzelunternehmer ist die Frage der Unternehmensnachfolge wichtig. Wann ist es Zeit, daran zu denken und entsprechend zu handeln?
Beim Autofahren ist jedem Fahrer klar, dass der mit einer vorausschauenden Fahrweise sicherer ans Ziel kommt. Bei der Führung eines Unternehmens ist das nicht immer so leicht umsetzbar.
Denken Sie bitte noch einmal an den Anfang des Artikels. Was ist für Sie der Unterschied zwischen Effektivität und Effizienz?
Lassen Sie mich das Rätsel lösen. Einfach gesagt bedeutet:
- Effektivität, das Richtige zu tun!
- Effizienz, das Richtige richtig zu tun!
Gehen Sie es ruhig noch mal durch, der Unterschied ist meist nicht sofort offensichtlich. Das Richtige zu tun beinhaltet die Beantwortung der Frage nach dem WAS. Was müssen wir tun, um zum Ziel zu kommen? Das Richtige richtig umzusetzen, setzt die Beantwortung der Frage nach dem WIE voraus. Wie können wir das tun? Für Tätigkeiten im Alltag, die uns in Fleisch und Blut übergegangen sind, stellen sich diese Fragen nicht.
Führungskräfte und Unternehmer
Was aber tun, wenn es um die Zukunft geht? Was ist das Richtige, um sicher in der Zukunft anzukommen?
Hier lauert eine psychologische Falle. Führungsaufgaben sind Aufgaben, die unpopulär sein können. Die Führungskraft bekommt dafür in ferner Zukunft erst die Anerkennung (in Deutschland haben sie dann meistens schon das Unternehmen gewechselt oder sind nicht mehr in der Position führen zu können). Die Auswirkung ist weithin sichtbar und wesentlich zum derzeitigen Zustand der deutschen Wirtschaft bei. Die Führungskraft wird sich lieber mit Aufgaben beschäftigen, die in absehbarer Zeit zur Anerkennung seiner Person führen oder, bei großen Unternehmen, die die Aktionäre zufrieden stellen.
Was können Sie tun, um zu einer Form der strategischen Führung zu kommen und der psychologischen „Führungsfalle“ zu entkommen?
- Nehmen Sie sich in regelmäßigen Abständen die Zeit, um sich selbst zu hinterfragen.
- Sprechen Sie mit jemandem über Ihr Unternehmen, der nicht Ihre Sichtweise teilt, z. B. ein Coach oder Berater.
- Sammeln Sie Ideen für die Zukunft (hier kommt es auch darauf an verrückt zu denken).
- Machen Sie sich bewusst, dass echtes Führen (Effektivität) keine sofortige Anerkennung mit sich bringt.
- Verändern Sie Ihren Blick. Die Tagesaufgaben lösen Ihre Mitarbeiter, Sie sind für den Weitblick da, nicht für die laufende Umsetzung.
Zusammenfassung
Sein Handeln im Sinne von Effektivität und Effizienz im Alltag auszurichten, ist eine Garantie für dauerhaften Erfolg, ob unternehmerisch, beruflich oder privat. Den Mut zu haben, weit in die Zukunft zu schauen und daraus seine Schlüsse zu ziehen, zeichnet einen Menschen mit Führungsqualitäten aus.
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Hier schreibt der Unternehmensberater, Coach und Organisationsentwickler, mit viel Lust auf Marketing und Vertrieb. Ich bin auch Vortragsredner, Workshopleiter, Supervisor, Unternehmer seit 1991, Leipzig-, Eilenburg- und Berlin-Versteher sowie deutschsprachig weit unterwegs, von Herzen Nordsachse, Optimist in den meisten Fällen, Blogger, Fotograf, Trainer, auch Ausbilder für Autogenes Training – kurz: vielleicht auch dein Entwicklungsspezialist?
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